Heute ist Chris Zitta erwachsen geworden. Hat sein kleines Schrebergartenhäuschen am Rande des Wienerwaldes, und verbringt jeden Winter in Thailand. Auf einer namenlosen
Insel, an einem kilometerlangem Strand, fernab der Zivilisation in einem bescheidenen Bungalow. Strom gibts nur am Abend aus dem Dieselgenerator. Handyempfang? Gibts
keinen. Maximal am Hafen, und das ist von Jahr zu Jahr verschieden, erzählt er.
Auf der Insel hat sich über die Jahre eine Kommune gebildet, Musiker, Künstler, Autoren, Kreative, die sich alle Jahre wieder treffen um sich zu inspirieren und um vollständig
entschleunigt von der Muse geküsst zu werden. Engländer, Franzosen, Deutsche, Kanadier, Japaner – es ist ein buntes Völkchen. Jeden Dienstag, Freitag und Sonntag finden Open
Stage Sessions statt. Es wird nach Herzenslust gejammed, jeder der will darf. Bier, gute Laune, Freiheit und Gipsy Jazz.
Chris’ Steckenpferd und Lebensunterhalt auf einem Eiland wo jeder Tag dem anderen gleicht. „So kann man zumindest ein paar Wochentage auseinanderhalten“, lacht er.
Was man sonst so macht an einem Ort, an dem die Zeit in den 70gern stehengeblieben scheint, ohne Massentourismus, ohne Supermarkt, ohne Autos und ohne Stromversorgung,
ausser die schlichte Einfachheit des Lebens in sich aufzusaugen? Zeichnen. Lesen. Musizieren. Schreiben. Zum Beispiel Songs für ein Album. Zum Beispiel die Songs für das sehr
autobiographische Album: „Gestern war gestern“.
13 Titel sind fertig. Handgemacht, echte Instrumente, wahrhaftige Texte, eine grossartige Produktion. Chris Zitta hat sich enwickelt und mit Gästen und hochkarätigen Musikern
wie Ulli Bäer, Rue Kostron, Alexander Schuster, Milan Polak, Andie Gabauer, Roman Gregory, Leo Luca Bei, Hannes Bartsch, Oliver Varga, Thomas Hojsa, Peter Müller und Dietmar
Baumgartner, ein Album feinster Güte hingelegt.
Absichtlich und geplanterweise? Beinahe. Entstanden ist die Idee, tatsächlich ein Album aufzunehmen, auf Drängen des Publikums während der Stadtbahnbögen-Sessions hin. Die
Titel seien zu gut, um sie einfach nur „zu jammen“ mit anderen. Ein volles Jahr dauerte die Fertigstellung in Eigenregie. Plattenfirmen zeigten kein Interesse, was Chris
allerdings nicht sonderlich wundert. In der schnelllebigen Zeit der Streaming-Eintagsfliegen hat eben keiner mehr richtig den Nerv und die Zeit in etwas mit Qualität, Aussage,
Anspruch und vor allem mit Bestand zu investieren.
Was sagt eigentlich seine 19jährige Tochter zu all dem, zum allerersten Soloalbum des musikalischen Alkbottle Masterminds und Gitarristen? Nichts sagt sie dazu, sie kann
nicht, weil sie gerade Asien bereist. Selbstfindung. Rausfinden was sie will. Ihren Platz finden.
Was soll man dazu sagen?
Ganz der Herr Papa eben.